Historische Frauen-Führung: Kölner Frauen im Wandel der Zeit –
vom Tod, dem Leben und der Liebe
Am 16.08.2023 um 18.00 Uhr am Börsenplatz nahe der IHK Köln ging sie los –
unsere gemeinsame Frauen-Führung mit über 20 Teilnehmenden – organisiert durch uns als Aktive Bergische Unternehmerinnen. Für unsere Mitglieder wurden die Kosten der Führung durch das jeweilige Netzwerk übernommen. Wir haben uns sehr gefreut, dass diese Kooperationsveranstaltung der ABUs gemeinsam mit dem befreundeten Frauen-Netzwerk der Weiberwirtschaft aus Remscheid stattfand und dass eine Interessentin als Nicht-Mitglied bei dieser Veranstaltung zugegen war.
Thema unserer gemeinsamen Frauen-Führung war das Wirken und Leben als Frau in Köln im Wandel der Zeiten – quer durch die Kölner Historie. Unsere Stadtführerin war Sabine Gläsel, bei der wir uns für ihre Führung an dieser Stelle herzlich bedanken. Im Fokus standen drei Persönlichkeiten, die als Frauen einen ganz besonderen Stellenwert in der Kölner Historie eingenommen haben: Edith Stein, Agrippina die Jüngere und die heilige Ursula.
Startpunkt war das Edith Stein Denkmal im Börsenviertel.
Edith Stein studierte 1915 Psychologie, Germanistik, Geschichte und Philosophie, obwohl sie früh den Vater verloren hatte. Sie schloss in Freiburg im Breisgau mit summa cum laude ab und verfasste eine Dissertation, die trotz ihrer herausragenden Leistungen drei Mal abgelehnt wurde. Sie war Frauenrechtlerin, Philosophin und 1932/33 arbeitete sie Dozentin am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster, wo sie Vorlesungen abhielt. Obwohl sie Jüdin war, fühlte sie sich immer mehr zum Christentum hingezogen. Sie nahm den katholischen Glauben an und trat in den Karmeliterorden in Köln-Lindenthal ein. Ihr Ordensname war Theresia Benedicta vom Kreuz. Dennoch wurde sie 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihre Doktorarbeit wurde erst post mortem veröffentlicht. Als Märtyrerin opferte sie ihr Leben im Dienste der Menschheit dem Glauben. 1998 wurde sie von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.
Zweite prominente Persönlichkeit der Führung war Agrippina die Jüngere. Zu dem Zweck wurden wir an die römische Stadtmauer nahe dem Dom geführt. Agrippina die Jüngere gilt als Stadtgründerin und Stadtmutter von Köln. Ihre Bedeutung für die Stadtgeschichte verdeutlicht die 1989 übergebene Statue auf dem Rathausturm. Ihr Name schmückt eine Uferstraße und eine Werft. Der römische Kaiser Claudius verlieh auf Wunsch seiner hier geborenen Frau Agrippina im Jahre 50 n. Chr. der Stadt den Rang einer Kolonie nach römischem Recht und gab ihr den Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensis (CCAA).
Inmitten der Kölner Altstadt erfuhren wir, dass Köln als einzige deutsche Stadt in der Historie Frauenzünfte hatte und das Brauen früher zunächst Frauen vorbehalten war. Der Ausspruch aus dem Märchen Rumpelstilzchen. „Heute back ich, morgen brau ich …“ trifft es: brauen und backen war früher Frauenhandwerk. Zeigte die weibliche Tätigkeit Erfolg, wurde dieser Erfolg bedauerlicherweise zeitnah von den Männern gebrochen.
Schlusspunkt bildete die dritte berühmte Persönlichkeit: die heilige Ursula und der Besuch des Frauenbrunnens am Farina-Haus. Sie war eine bretonische Prinzessin und lebte im 4. Jahrhundert. Sie sollte den Sohn des heidnischen Königs von England heiraten. Sie willigte ein, stellte allerdings drei Bedingungen, die der Bräutigam auch erfüllte: Innerhalb einer Frist von drei Jahren sollte Prinz Aetherius getauft werden; eine Schar von zehn Gefährtinnen und weiteren 11.000 Jungfrauen sollte zusammengestellt und eine gemeinsame Wallfahrt nach Rom unternommen werden. Der Pilgergesellschaft schlossen sich einige Bischöfe und Kardinäle an. In einer Vision/Traum kündigte sich Ursula das Martyrium an. Die Vorsehung wurde Realität: in Köln wurden alle Pilger von den Hunnen getötet, die die Stadt belagerten. Der Hunnenprinz verliebte sich in Ursula und bot ihr an, sie zu verschonen und zu heiraten. Als sie ablehnte, tötete er auch sie – und ebenso alle ihre Begleiterinnen. Daran erinnert seit dem 16. Jahrhundert das Wappen von Köln. Die elf schwarzen Flammen darin symbolisieren Tropfen/ Tränen für die verstorbenen Jungfrauen. Die Legende der heiligen Jungfrauen und die Verbreitung ihrer Reliquien fand bereits im 12. Jahrhundert über ganz Europa statt. Die noch verbleibenden Reliquien von diesem Ereignis sind bis heute in der Kirche St. Ursula in Köln zu betrachten.
Resümee: Die Führung machte eindrücklich klar, wie schwer es trotz weiblicher Stärke in der Historie in Köln war, eine Frau zu sein und welche Hürden bestanden, die eigenen Interessen verfolgen zu können. Teilweise ist eine Verwirklichung der Interessen der berühmten und starken Frauen aus der Historie leider erst durch/nach dem Tode der Frauen möglich geworden.
Zweiter Teil unserer Veranstaltung: Nach dem dunklen historischen Teil des Abends ging es dann ab 20.00 Uhr in die Altstadt in das schöne Delfter Haus (Brauhaus) am Buttermarkt am Rhein. Dort haben wir uns dann dem unbeschwerten Teil des Abends – mit ausgiebigen /gemütlichen Netzwerken bei Speis und Trank gewidmet – während draußen ein Gewitter seinen Lauf nahm.
Über die rege Teilnahme an unserer kulturellen Netzwerk-Veranstaltung haben wir uns sehr gefreut. Schön, dass noch genügend Zeit war, um miteinander in den unbeschwerten Austausch zu gehen.
Zurück in die Gegenwart: Wer im Nachgang einen Abgleich machen möchte, wo wir als Frauen heute gesellschaftlich stehen, welche Hürden es bis heute noch gibt und wie diese von einigen Business-Frauen bereits erfolgreich überwunden worden sind, der sollte den diesjährigen Frauen-Business-Tag am 28. September 2023 in der IHK-Köln ab 17.00 Uhr unbedingt besuchen. Die Veranstaltung bietet interessante Vorträge und Erfahrungsberichte. Im Anschluss an das Vortragsprogramm der IHK Köln wird zu leckeren Snacks, Getränken & Networking eingeladen!
Auch in diesem Jahr werden wir ABUs wieder – neben anderen Unternehmerinnen- und Wirtschaftsverbänden – mit einem Stand vertreten sein. Wir laden alle herzlich dazu ein und freuen uns über jede Teilnahme. Hier geht es zur Anmeldung/ kostenlosen Teilnahme: https://eventanmeldung.ihk-koeln.de/fbt-2023